Leidest du unter wiederkehrenden Migräneattacken oder starken Kopfschmerzen nach dem Essen und hast das Gefühl, dass es einen Zusammenhang mit deiner Ernährung geben könnte? Du bist nicht allein. Immer mehr Menschen erkennen, dass Migräne durch Lebensmittel ausgelöst oder verschlimmert werden kann. Die richtige Ernährung bei Migräne ist daher kein Mythos, sondern ein entscheidender und oft unterschätzter Baustein für mehr Lebensqualität. In diesem Artikel tauchen wir tief in die Materie ein. Wir entlarven die häufigsten ernährungsbedingten Trigger, zeigen dir, wie du deine persönlichen Auslöser findest und welche Lebensmittel dir helfen können, die Kontrolle über deine Migräne zurückzugewinnen.

Migräne durch Lebensmittel: Wie ist das möglich?
Um zu verstehen, wie eine gezielte Ernährung bei Migräne helfen kann, müssen wir zuerst klären, wie bestimmte Nahrungsmittel überhaupt eine Attacke auslösen können. Es geht nicht um eine klassische Allergie, sondern um biochemische Reaktionen im Körper. Bestimmte Inhaltsstoffe in Lebensmitteln können bei empfindlichen Personen die Blutgefäße im Gehirn beeinflussen, Entzündungsreaktionen fördern oder in das Nervensystem eingreifen.
Die Hauptverdächtigen: Histamin, Tyramin & Co.
Wenn du regelmäßig Kopfschmerzen nach essen hast, könnten sogenannte biogene Amine die Übeltäter sein.
- Histamin: Dieser Stoff ist ein bekannter Auslöser. Er kommt vor allem in lange gereiften, fermentierten oder gelagerten Lebensmitteln vor (z.B. alter Käse, Rotwein, Salami). Kann der Körper Histamin nicht schnell genug abbauen – wie bei einer Histaminintoleranz –, kann dies bei empfindlichen Menschen eine Migräneattacke provozieren.
- Tyramin: Ähnlich wie Histamin entsteht Tyramin durch den Abbau von Eiweißen bei der Reifung. Es steckt ebenfalls in Käse, geräuchertem Fleisch und bestimmten Bohnen. Es kann den Blutdruck beeinflussen und so als Trigger wirken.
- Andere Trigger: Auch Zusatzstoffe wie Glutamat (Geschmacksverstärker), Nitrite (in Wurstwaren) oder künstliche Süßstoffe wie Aspartam stehen im Verdacht, Migräne durch Lebensmittel auszulösen.
Häufige Trigger: Welche Lebensmittel bei Migräne meiden?
Die Liste potenzieller Auslöser ist lang und sehr individuell. Dennoch gibt es eine Gruppe von Lebensmitteln, die bei vielen Betroffenen immer wieder für Probleme sorgt. Deine persönliche Ernährung bei Migräne sollte damit beginnen, diese bekannten Verdächtigen kritisch zu prüfen.
Gereifte und verarbeitete Produkte
Dies ist die größte und wichtigste Gruppe. Die lange Reifung oder Verarbeitung erhöht den Gehalt an Histamin und Tyramin.
- Käse: Besonders lang gereifte Sorten wie Parmesan, alter Gouda, Schimmelkäse oder Emmentaler.
- Wurstwaren: Salami, roher Schinken, Mettwurst und andere gepökelte oder geräucherte Fleischprodukte.
- Alkohol: Rotwein steht an erster Stelle, da er Histamin, Tyramin und Sulfite enthält. Aber auch Bier, Sekt und andere alkoholische Getränke können Trigger sein.
Bestimmte Obst- und Gemüsesorten
Auch vermeintlich gesunde Lebensmittel können problematisch sein.
- Zitrusfrüchte: Orangen, Zitronen und Grapefruits.
- Tomaten und Spinat: Beide sind für ihren höheren Histamingehalt bekannt.
- Avocados und Bananen: Können, besonders wenn sie sehr reif sind, Tyramin enthalten.
Zusatzstoffe und Fertigprodukte
Wenn du oft unter Kopfschmerzen nach essen von Fertiggerichten oder Restaurantessen leidest, könnten Zusatzstoffe schuld sein.
- Glutamat (MSG): Oft in asiatischen Gerichten, Tütensuppen und stark verarbeiteten Snacks zu finden.
- Aspartam: Ein künstlicher Süßstoff in vielen Light-Produkten und zuckerfreien Kaugummis.
Die richtige Ernährung bei Migräne: Was darf ich essen?
Nach dieser langen Liste an Verboten fragst du dich sicher: Was bleibt denn noch übrig? Eine ganze Menge! Eine migränefreundliche Ernährung basiert auf frischen, unverarbeiteten und nährstoffreichen Lebensmitteln.
Setze auf frische und unverarbeitete Lebensmittel
Der Grundsatz lautet: Je frischer und weniger verarbeitet, desto besser.
- Frisches Fleisch, Geflügel und Fisch: Direkt vom Metzger oder aus der Frischetheke.
- Verträgliches Gemüse: Gurken, Karotten, Kürbis, Brokkoli, Blumenkohl und Blattsalate sind meist gut verträglich.
- Getreideprodukte: Haferflocken, Reis, Quinoa und Hirse sind oft eine sichere Bank.
Nährstoffe, die bei Migräne helfen können
Einige Vitamine und Mineralstoffe spielen eine wichtige Rolle für ein stabiles Nervensystem und können die Migräneanfälligkeit senken.
- Magnesium: Wirkt entspannend auf Muskeln und Nerven. Gute Quellen sind Kürbiskerne, Sonnenblumenkerne, Mandeln und Vollkornprodukte. Laut einer Studie, publiziert im Fachjournal Nutrients, ist Magnesium eine gut verträgliche, sichere und kostengünstige Option zur Migräneprophylaxe.
- Riboflavin (Vitamin B2): Ist wichtig für die Energieproduktion in den Zellen. Es ist in Milchprodukten, magerem Fleisch und Vollkorn enthalten.
Dein Weg zur Linderung: So findest du deine persönlichen Trigger
Der Schlüssel zu einer erfolgreichen Ernährung bei Migräne liegt darin, deine ganz persönlichen Auslöser zu identifizieren. Das effektivste Werkzeug dafür ist ein kombiniertes Ernährungs- und Kopfschmerztagebuch.
So gehst du vor:
- Protokolliere alles: Schreibe für mindestens 4 Wochen alles auf, was du isst und trinkst, inklusive der genauen Uhrzeiten.
- Notiere deine Symptome: Halte fest, wann Kopfschmerzen oder Migräneattacken auftreten, wie stark sie sind und wie lange sie andauern.
- Erkenne Muster: Nach einigen Wochen wirst du wahrscheinlich Zusammenhänge erkennen. Bemerkst du zum Beispiel, dass deine Kopfschmerzen nach essen von Pizza (Tomatensauce, Salami, Käse) besonders häufig auftreten?
Dieser Prozess erfordert Geduld, ist aber der mit Abstand aufschlussreichste Weg, um herauszufinden, welche Migräne durch Lebensmittel bei dir eine Rolle spielt.
Fazit: Nimm deine Gesundheit selbst in die Hand
Die Verbindung zwischen Ernährung und Migräne ist komplex, aber unbestreitbar. Auch wenn es keine Einheitslösung gibt, bietet dir eine bewusste Auseinandersetzung mit deiner Ernährung eine unglaublich wirksame Möglichkeit, die Häufigkeit und Intensität deiner Attacken zu reduzieren. Beginne damit, die Hauptverdächtigen zu meiden, setze auf frische Lebensmittel und führe ein Tagebuch. Du hast die Macht, einen großen Unterschied für dein Wohlbefinden zu machen.